Was macht eigentlich…? Sebastian Bayer
März 2009, Halleneuropameisterschaften in Turin. 8,71 Meter weit springt der damals 22-Jährige Sebastian Bayer. Mit einem Sprung wurde Bayers Name landesweit in allen Sportsendungen genannt, denn mit 8,71 Metern schob sich der Deutsche auf Platz Zwei der ewigen Hallenweltbestenliste und wurde gleichzeitig Halleneuropameister. Diesen Titel verteidigte Bayer im Jahre 2011 und wurde 2012 zudem Europameister im Freien. Seine aktive Karriere beendete Bayer 2018 und ist seitdem als Trainer weiter im Leichtathletik-Bereich tätig.
Sebastian, was machst du heute beruflich?
„Ich bin Trainer für das, was ich früher selbst gemacht habe. Nun bin ich beim Deutschen Leichtathletik-Verband und arbeite dort als Bundestrainer 100m Hürden/Frauen.“
Was waren deine ersten Schritte im Berufsleben nach Ende deiner Sportlerkarriere?
„Ich würde diese Schritte generell als schwierig beschreiben. Ich würde lügen, wenn ich sage, ich hatte direkt einen Plan B in der Tasche. Da stellt man sich schon die Frage, was soll man denn jetzt eigentlich machen? Beim HSV wurde dann eine Stelle geschaffen, die mich viel lernen lassen hat und in der ich mich ausprobieren konnte.“
Hattest du in deiner Sportart eine Leaderrolle inne?
„Du selber bist als Einzelsportler das Unternehmen, mit deinem Team herum als Partner. Man muss sich gegen ganz viele talentierte Sportler durchsetzen. Ich war aber immer ein Athlet, der sich ein Mitspracherecht bei seinem Trainer erarbeitet hat. Ich habe mir beim Physio einen Leader und in jedem Bereich meines Teams die jeweils Besten gesucht.“
Kann man einen Leader in einer Sportart mit einer Führungsperson in der Wirtschaft vergleichen?
„Auf jeden Fall. Als Trainer wachse ich in diese Rolle immer weiter rein, ich trage Verantwortung für meine Athleten und deren Leistungen. Bei meinem Beruf als Trainer spielen auch persönliche Belange eine Rolle. Mir ist es wichtig, wie es meinen Athletinnen und Athleten geht.“
Was kannst du jungen Sportler*innen mit auf den Weg geben, um sich ein zweites Standbein neben dem Sport zu sichern?
„Wenn man die Zeit hat, sollte man probieren, vorzusorgen, zum Beispiel dual zu arbeiten. Zudem hat man Sponsoren, bei denen man ebenfalls Möglichkeiten hat, nach der aktiven Karriere etwas zu machen – trotz fehlender Ausbildung. Allgemein halte ich das Netzwerken für sehr wichtig. Eine Karriere bei der Polizei oder der Bundeswehr kann ebenfalls viele Türe öffnen, weil man für die sportliche Karriere viel Zeit einräumen kann und nach der aktiven Zeit schnell in das Berufsleben einsteigen kann.