Maya Lindholm – Profikarriere ohne Profi zu sein?
Maya Lindholm – Profikarriere ohne Profi zu sein?
Die 32-jährige Maya Lindholm lebt den Traum eines jeden Sportprofis. Seit einigen
Jahren festes Mitglied in der Nationalmannschaft und Gold bei den Paralympics 2012,
doch trotzdem kann sie sich mit der Definition „Profi“ einfach nicht identifizieren.
Während andere bereits ihre ersten Trainingsschuhe in Größe 25 tragen, findet die
gebürtige Hamburgerin erst in Teenager-Jahren ihre Liebe zum Sport. Aus dem Nichts
auf den Rollstuhl angewiesen zu sein, für viele ein Grund sich aufzugeben, für Maya
Lindholm ist es der Startpunkt einer unerwarteten Karriere.
Der erste Berührungspunkt mit dem Rollstuhlbasketball kommt auf persönliche
Empfehlung ihrer Ergotherapeutin. Dort entdeckt sie neben dem Sport noch eine
völlig andere Leidenschaft, die sie schließlich zum Beruf macht. „Der Wunsch etwas
mit Menschen zu machen war immer da. Jetzt selbst als Ergotherapeutin anzuleiten
und anderen zu helfen ist toll“. Ihr Beruf hilft der 32-jährigen nicht nur die Balance
zwischen Profisport und Alltag zu halten, sondern ist für sie auch ein echter
Ausgleich. „Ich könnte mir nicht vorstellen nur Rollstuhlbasketball zu spielen. Ich bin
froh, auch noch ein anderes Leben zu haben“.
Ihre ersten Körbe wirft sie 2008 in ihrem Heimatverein, dem BG Baskets Hamburg,
der für sie als Hamburger Deern eine besondere Bedeutung hat. „Der HSV ist ein ganz
besonderer Verein, der viel Wert darauflegt, den Behindertensport zu unterstützen.
Es freut mich immer wieder für den Verein spielen zu dürfen und Teil des Teams zu
sein“.
Doch trotz Bundesliga-Debüt und großen internationalen Erfolgen, führt Maya
Lindholm ein recht normales Leben. „Irgendwie hat sich bei mir alles
verselbstständigt. Es gab nicht diesen einen Zeitpunkt, an dem ich mir dachte, dass
ich jetzt Profi werde. Ich würde mich auch gar nicht als Profi bezeichnen. Ich arbeite
neben dem Sport ja normal in meinem Beruf“.
Irgendwie soll alles so sein. Vom Landestrainer gefördert und vom Bundestrainer
gesichtet, fällt der internationale Startschuss, 2009, als Teil der deutschen
Nationalmannschaft. Für die Spielerin „das Coolste, was man erreichen kann“. Im
selben Jahr sichert sie sich mit dem Team direkt den ersten Platz bei der
Europameisterschaft. Ein Ergebnis, was sich sehen lassen kann und ein Erlebnis, was
Hunger auf mehr macht. Denn auch als Vize-Weltmeisterin 2010 und
Titelverteidigerin bei der Europameisterschaft 2011 steht für Maya Lindholm fest,
dass das I-Tüpfelchen ihrer Laufbahn für sie noch nicht erreicht ist, das Ziel – die
Paralympics 2012 in London. Diese Teilnahme krönt sie mit der Gold-Medaille. „Ein
Moment, in dem sich Mut und Motivation auszahlen, denn die Teilnahme an den
Paralympics ist definitiv eine Herausforderung und hat für Menschen mit
Behinderung eine ganz besondere Bedeutung“.
Weitere Meilensteine auf ihrer Karriereleiter sind die Silber-Medaille bei den
Paralympics 2016 in Rio und die Heim-WM 2018 in Hamburg, die für die Hamburgerin
als absolutes Highlight in Erinnerung geblieben ist. „Wenn man in diesen Tunnel
reingeht, man kurz davor ist in das Stadion zu kommen und die Leute so laut sind, da
schlägt einem schon echt das Herz. Wenn man dann auch noch vor Heimpublikum
spielt, ist das wirklich krass“.
Nicht nur internationale Erfolge zählen für Maya Lindholm, auch gerade Erfolge mit
dem BG Baskets Hamburg, für den sie nicht nur mittlerweile mehr als 15 Jahre spielt,
sondern auch als Kapitänin auf dem Spielfeld anführt. Diese Rolle macht sie
besonders stolz, denn „In der Bundesliga spielen wir in gemischten Teams, also
Frauen und Männer zusammen. Dort das Vertrauen zu bekommen und anerkannt zu
werden ist für mich nochmal etwas anderes“.
Wenn man in seiner Karriere schon alles erreicht hat, was könnte einen dann noch
antreiben weiterzumachen? Für Maya Lindholm gibt es darauf eine ganz klare
Antwort. „Das nächste große Ziel, ist das Ticket für die Paralympics in Paris 2024 und
daran natürlich teilzunehmen. Da bereite ich mich jetzt drauf vor, denn ich möchte
gerne meine vierte Paralympics-Teilnahme erreichen. Rollstuhlbasketball ist so
vielseitig, da kann man immer etwas verbessern. Für mein HSV-Team ist jetzt das Ziel,
wieder in die erste Liga aufzusteigen“.
Also für Maya Lindholm gibt es immer Ziele und Motivation, um am BALL zu bleiben.
Text: Charlotte Enders